Schweden von 1900 bis heute

Reformen und Sozialstaat in Schweden
Schweden bekleidete im Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg eine neutrale Position und entsprach somit bestens seiner geopolitischen Lage. Schweden verletzte aber seine Neutralität, als es der deutschen Wehrmacht gestattete, durch schwedisches Territorium zu fahren. Schwedens neutrale Rolle wurde auf eine harte Probe gestellt, doch man hielt trotz dessen Distanz zu den Nationalsozialisten.
Als stärkste Fraktion ging die Sozialdemokratische Arbeiterpartei aus der Wahl von 1932 hervor. Als 1933 auch noch der Bauernbund durch geschickte politische Händeleien unterstützend hinzukam, konnte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ihre politischen Vorstellungen und Interessen fast ungestört umsetzen.
Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg brachten viele Reformen in allen Lebensbereichen. Genannt seien hier das Steuersystem, das Schulwesen, die Renten, der Arbeitnehmerschutz und die Versicherungen. Das Programm des Volksheimes (folkhem) wurde durch Ministerpräsident Per Albin Hansson mit radikalen Reformen entwickelt, welches nun in den 50iger Jahren umgesetzt werden sollte. Das ideologisch soziale Programm der Partei sollte mit dem politischen System zusammengeführt werden, der »Wohlstandsstaat« entstand.
Mit der Parlamentsreform von 1970–1974 wurden der Ein-Kammer-Reichstag, das Verhältniswahlrecht und die Beschränkung der königlichen Macht auf repräsentative Aufgaben hervorgebracht. Olof Palme, Schwedens Ministerpräsident von 1969–1976 und 1982–1986, engagierte sich stärker in außenpolitischen Bereichen.
Schweden vertritt zwar treu seine Maxime – bündnisfrei im Frieden und Neutralität im Krieg – doch stand genau diese im Zentrum einer politischen Debatte um EG- und Nato-Zugehörigkeit. Olof Palmes Engagement für eine gerechte Welt brachte ihm viel Ansehen. Er wurde 1986 ermordet, der erste politische Mord Schwedens nach fast 200 Jahren, dem Mord an Gustav III. 1792.