Wirtschaft in Schweden

Schweden Wirtschaft
Die Holzindustrie spielt in Schweden eine große Rolle ( bluejava1 / Shutterstock.com )
Die schwedische Wirtschaft ist stark geprägt von Land- und Forstwirtschaft. In Nordschweden spielt der Bergbau eine große Rolle. Mit einem von Bruttoinlandsprodukt (BIP) von kanpp 490 Milliarden Euro ist Schweden die neuntgrößte Volkswirtschaft in Europa. Deutschland gehört beim Import und Export zu den wichtigsten Handelspartnern von Schweden. Alle wichtigen Informationen zur Wirtschaft in Schweden kannst du im folgenden Beitrag nachlesen.

Das schwedische Wirtschaftssystem im Überblick

Schweden hat eine exportorientierte, hochtechnologische und gut diversifizierte Wirtschaft, die als eine der wettbewerbsfähigsten der Welt gilt. Einst legten Holz, Eisenerz und Wasserkraft den Grundstein für eine starke Wirtschaft. Inzwischen haben sich der Dienstleistungssektor und die Informationstechnologie zu wichtigen Wirtschaftssektoren entwickelt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2021 in Schweden bei 5,457 Milliarden Schwedische Kronen (ca. 488,5 Milliarden Euro). Es besteht zu knapp 70 % aus Dienstleistungen. Etwa 80 % des BIP-Wertes stammen von privaten Unternehmen und 20 % vom öffentlichen Sektor.

Fakten zur schwedischen Wirtschaft

  • Bruttoinlandsprodukt insgesamt: 5,457 Milliarden SEK (2021)
  • Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: 57.600 Euro (2021)
  • Anteil der Landwirtschaft am BIP: 1,4 % (2020)
  • Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP: 21,1 % (2020)
  • Anteil des Dienstleistungssektors am BIP: 66,1 % (2020)
  • Inflation: 7,2 % (2022)
  • Anteil der Staatsverschuldung am BIP: 37,3 % (2020)
  • Exporte: 179 Milliarden Euro (2021)
  • Importe: 176 Milliarden Euro (2021)

Entwicklung der schwedischen Wirtschaft

Bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts war Schweden ein Agrarland. 90 % der Bevölkerung lebten von der Landwirtschaft. Eine umfassende Industrialisierung setzte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Die Basis bildeten vor allem Eisenerzhütten und Sägewerke.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schweden zu einer der führenden Industrienationen der Welt und diese Entwicklung erreichte Mitte der 1960er Jahre ihren Höhepunkt. Ab den 1980er Jahren erfuhr Schweden wieder ein hohes Wirtschaftswachstum und eine gute Außenhandelsbilanz. Schweden ist heute noch ein exportabhängiges Land.

Schwedens Wirtschaft während der Corona-Pandemie

Das BIP ist in Schweden im Frühjahr 2020 infolge der Corona-Pandemie stark eingebrochen. Besonders hart traf es das Transportgewerbe sowie die Hotellerie und Gastronomie. 2020 sank das BIP insgesamt um 2,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Verglichen mit anderen europäischen Ländern war der Rückgang des schwedischen BIP aber eher moderat. In der gesamten Europäischen Union sank das BIP im Jahr 2020 um 6,2 %.

Die schwedische Regierung hat 2020 und 2021 insgesamt fast 400 Milliarden SEK investiert, was etwa 40.000 SEK pro Einwohner entspricht. Darüber hinaus wurden rund 1.000 Mrd. SEK in verschiedenen Formen von Darlehen und Bürgschaften zur Verfügung gestellt.

Die wichtigsten schwedischen Wirtschaftssektoren im Überblick (2020)

  • Bergbau und verarbeitendes Gewerbe: 15 %
  • Kommunen und Gemeinden: 14 %
  • Handel: 11 %
  • Unternehmensdienstleistungen: 10 %
  • Immobilien: 8 %
  • Information und Kommunikation: 8 %
  • Bauwesen: 7 %
  • Staatswesen: 6 %
  • Banken und Versicherungen: 4 %
  • Elektrizität, Gas und Fernwärme: 2 %
  • Transport: 2 %
  • Sonstige Wirtschaftszweige: 13 %

Industrie in Schweden

Lange Zeit waren die traditionellen Industrien mit Rohstoffen wie Holz und Bodenschätzen führend. Im Laufe der 20. Jahrhunderts entstanden neue Bereiche wie die Pharmazie, Telekommunikation und Informationstechnologie (IT).

Zu den wichtigsten Bereichen der Industrie gehören Stahl, Chemie und Forstwirtschaft. Diese Sektoren sind auch für Schwedens Exporte von großer Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Sektor ist die Kraftfahrzeugindustrie. Hier hat die Produktion in den letzten Jahren am stärksten zugenommen.

Eisen- und Stahlindustrie: Bereits im 13. Jahrhundert begann man die Rohstoffe für die metallverarbeitende Industrie abzubauen. Vor allem im Norden Schwedens entstanden viele Hütten. Schweden wurde in dieser zu einem der bedeutendsten Eisenlieferanten der Welt. Doch als 1860 die eigenen Kohlevorräte zur Verhüttung fast aufgebraucht waren, reagierte man mit hochwertigen Stahlprodukten für den Export. Noch heute steht der Begriff »Schwedenstahl« für hochwertiges Metall.

Metallverarbeitende Industrie: Zu diesem Industriezweig zählen unter anderem die metallerzeugenden Betriebe und mechanischen Betriebe inkl. Transportmittel, Autos, Schiffe und Flugzeuge. Weitere Bereiche sind der Maschinen- und Anlagenbau sowie elektrotechnische Betriebe. Die metallverarbeitende Industrie ist ein sehr wichtiger Arbeitgeber in Schwedens Wirtschaft.

Energiesektor: Der Energieverbrauch in Schweden ist hoch, aber der Einsatz fossiler Brennstoffe relativ gering. Wasserkraft sowie Kernkraft und Biokraftstoffe haben es ermöglicht, die Ölimporte zu reduzieren. Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch ist von 40,3 % (2005) auf 56,4 % (2020) gestiegen.

Rohstoffe und Bodenschätze in Schweden

Der Bergbau in Schweden hat eine lange Tradition, da das Land viele Bodenschätze besitzt. Früh begann man mit dem Kupferabbau in Dalarna. Neue Zentren der Förderung und Verarbeitung von Bodenschätzen wie Eisenerz, Blei, Kupfer und Sulfiterz entstanden im 20. Jahrhundert.

In Kiruna ist das größte Untertagebergwerk der Welt zu finden. Hier werden enorme Mengen an Eisenerz gewonnen. Die Insel Gotland liefert Kalkstein für die Zementindustrie.

Forstwirtschaft in Schweden

68,7 % der gesamten Landesfläche Schwedens sind Wälder. Das entspricht einer Größe von etwa 28 Millionen Hektar. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Rohstoff Holz eine wichtige Rolle in der schwedischen Wirtschaft spielt. Rund 10 % der Wälder werden forstwirtschaftlich genutzt.

2021 waren ca. 115.000 Personen in der Forstwirtschaft beschäftigt. Der Anteil der Forstindustrie an der schwedischen Industrie in Form von Beschäftigung, Umsatz und Wertschöpfung beträgt 10-12 %.

Der wichtigste Holzlieferant ist die Fichte (55 %), gefolgt von der Kiefer (33 %). Laubbäume machen zusammen nur rund 12 % an der Holzernte aus.

Die Hälfte des schwedischen Waldes gehört Einzelpersonen, ein Viertel ist in der Hand von privaten Unternehmen. Der Rest gehört dem Staat und anderen öffentlichen Eigentümern.

Landwirtschaft und Fischfang in Schweden

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche besitzt in Schweden einen Anteil von 7,4 %. Die Landwirtschaft in Schweden ist mittlerweile weitgehend mechanisiert und beschäftigt nur wenige Prozente der Arbeitskräfte. Die Produktion teilen sich Tierhaltung und Anbau ungefähr zu gleichen Teilen auf.

Rund 90 % der landwirtschaftlichen Flächen befinden sich in Mittel- und Südschweden. Skåne wird auch die »Kornkammer Schwedens« bezeichnet. Viele Betriebe sind in Familienbesitz. Es werden verschiedene Produkte wie Kartoffeln, Getreide und Raps angebaut. Milch, Butter, Käse und Beerenfrüchte werden auch für den Export produziert.

Im Vergleich zur Landwirtschaft ist die Fischerei ein kleiner Wirtschaftszweig in Schweden. 2020 wurden Fische und Schalentiere im Wert von 836 Millionen Kronen gefangen. Aktuell gibt es noch etwas mehr als 1.000 Schiffe in der Seefischerei.

Zu den am häufigsten in schwedischen Gewässern gefangenen Fischarten zählen Hering, Sprotte, Kabeljau, Seelachs und Scholle. Auch der Hummer spielt eine wichtige Rolle in der Fischerei.

Tourismus in Schweden

Im Jahr 2020 wurde der Tourismussektor in Schweden hart von der Corona-Pandemie getroffen. Der gesamte Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 38 % zurück. Bei ausländischen Touristen sogar um 52 %.

Der Anteil vom Tourismus am BIP lag in den Jahren 2015 bis 2019 zwischen 2,4 und 2,7 Prozent. 2020 sank er auf 1,6 %. Auch die Zahl der Beschäftigten im Tourismussektor war um knapp 9 % geringer gegenüber dem Vorjahr. 2019 wurden noch über 67 Millionen touristische Übernachtungen in Schweden gezählt. 2020 lag dieser Wert nur noch bei etwas mehr als 43 Millionen.

Schwedens Handel – Import und Export

Schweden exportiert vor allem Maschinen und Fahrzeuge, Pharmazeutika, Chemikalien, Elektronik und Telekommunikationsgeräte sowie Mineralien, Papier und Holz. Die größten Handelspartner sind Deutschland, Norwegen, Dänemark, Niederlande, USA und Finnland.

2020 lagen die schwedischen Exporte bei 136,2 Milliarden Euro. Die Importe beliefen sich im selben Jahr auf 131,1 Milliarden Euro. Damit konnte Schweden wie in den Jahren zuvor eine positive Leistungsbilanz verbuchen. Der Leistungsbilanzsaldo lag in den letzten Jahren meistens zwischen 5 und 6 %.

Bekannte Unternehmen und Marken aus Schweden

Zu den umsatzstärksten Unternehmen in Schweden gehören IKEA, Volvo und H&M, die alle auch weltweit als Marken bekannt sind.

Weitere große Unternehmen, die auch im schwedischen Aktienindex OMX Stockholm 30 gelistet werden, sind das Industrieunternehmen Atlas Copco, Ericsson (Telekommunikation) und der Finanzdienstleister Investor AB.

Auch aus dem Bereich der neuen Technologien sind einige wichtige Unternehmen in Schweden beheimatet. Dazu zählen unter anderem der Streaminganbieter Spotify, der Zahlungsanbieter Klarna und der Batteriehersteller Northvolt. Die schwedische Hauptstadt Stockholm hat sich zu einem wichtigen Zentrum für Start-ups in Europa entwickelt.

Quellen: scb.se, ui.se, skogssverige.se, sfpo.se